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Schloss Muskau: Welterbe & Landschaftskunst im Pückler-Park

schloss muskau
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Manchmal lohnen sich weite Wege. Wer nach Bad Muskau zwischen Bautzen und Cottbus direkt an der polnischen Grenze fährt, gelangt in eine Welt mit einzigartiger Schönheit. Natur und Landschaftskunst, barocke Pracht, Wasser und Wälder vereinen sich zu einem wahrhaft fürstlichen Schatz.

Hier errichtete Fürst Pückler den Landschaftspark Bad Muskau, der mit dem See an der Hermannsneiße, integriertem Neuem und Alten Schloss Bad Muskau und den Schätzen der weitläufigen Nebengebäude, vor allem aber mit den einmaligen Parklandschaften ein paradiesisches Ensemble schuf, das seit Jahrhunderten Menschen aus aller Welt entzückt. Vor einigen Jahren wurde dieser große Schatz der Menschheit durch die UNESCO mit dem Titel des Weltkulturerbes geehrt. Hier erwartet den Besucher ein Gesamtkunstwerk unvergleichlicher Schönheit.

Schloss Muskau: Die Geschichte der prachtvollen Anlage

Die Standesherren von Muskau reichten mit ihrem Stammbaum weit in die Tiefen des Mittelalters zurück. Kaiser Karl überreichte ihnen schließlich im 14. Jahrhundert einen Lehensbrief für die damals schon bestehenden Burganlagen der Feste Muskau, einer prächtigen Wasserburg. Feuer und Krieg übten im 15. Und 16. Jahrhundert mehrfach in zerstörerisches Werk aus. Die Anlage wurde dann um 1590 neu errichtet. Hundert Jahre später quartierte sich Wallenstein in der Schlossanlage ein, bis das Schloss durch die Schweden 1643 wieder niedergebrannt wurde.

Im 17. Jahrhundert wurde erneut eine Schlossanlage durch einen Callenberg mit drei Flügeln im barocken Stil aufgebaut. In den kommenden Jahrhunderten entstand die Schlossanlage an verschiedenen Stellen des Parks in neuer Pracht.

Fürst Pückler tritt auf den Plan

Im Jahre 1811 übernahm Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau das Regiment in Muskau. Der 1785 geborene Graf, später Fürst, Weltreisender, Schriftsteller, Landschaftsarchitekt und Generalleutnant erwies sich als Genie. Der Exzentriker liebte die Extravaganz, Verkleidungen und all das Schöne auf der Welt. Die Familie seiner Mutter hatte die erbliche Standesherrschaft 1644 übernommen. Mit einem Alphabetisierungsprogramm legte sie den Grundstein für Reformen und schuf eine große Schlossbibliothek, in der der junge Pückler seine Pläne zu schmieden begann.

Fürst Pückler präsentierte schon im Jahre 1811 seine gewaltigen Pläne für den Bau des Landschaftsparks, die er Schritt für Schritt einleitete. Bei Reisen nach England hatte er sich für die Idee der künstlichen Landschaftsgestaltung, die weit über den klassischen Gartenbau hinaus ging, begeistert. Die bestehenden Schlossanlagen des Alten Schlosses, des barocken Schlosses und der anderen Gebäude wurden von ihm integriert, die Orangerie neu erbaut. Erst seine genialen Schöpfungen machten die Anlage schließlich weltbekannt. Pückler beseitigte auch die alten Festungsanlagen.

Der Park

Fürst Pückler schuf den Muskauer Park in unübertroffener Landschaftskunst zwischen Eleganz und Romantik. Das Gesamtkunstwerk wirkt wie Naturmalerei, wie echte Kunst. Jede Perspektive stimmt, Blicke ergeben sich nicht zufällig. Vorder- und Hintergründe sind gärtnerisch aufeinander abgestimmt. Nahe den Gebäuden schaffen die sogenannten Pleasuregrounds im Schlosspark Verbindungen zwischen der Natur und der Architektur. In der Weite des Parks entstanden auf der bestehenden Topografie neue und weite Landschaften.

Hier beginnt die Welt des Bergparks mit seinen Hügeln und weiten Panoramen sowie des östlichen Parks, der in Polen liegt, aber über Brücken ungehindert erreicht werden kann. Die Parkwege sind so angelegt, dass sie die Besucher von selbst zu den Attraktionen des Parks und seiner Inszenierung mit Sichtachsen, Perspektiven und Sinnesräumen führen.

Das Alte Schloss Muskau

Im barocken Stil wurde das streng zur Stadt hin ausgerichtete symmetrische Alte Schloss am Luciesee errichtet. In Wahrheit war es früher das Torhaus der alten Burganlage. Heute erstrahl das Gebäude in alter, barocker Schönheit und birgt Standesamt, das Stadtmuseum und die Tourist-Information sowie einen Konzertsaal.

Orangerie, Kavaliershaus und Marstall

Gegenüber vom Neuen Schloss beherbergt das schlichte Kavalierhaus mit einer schönen Freitreppe heute das Kurmittelhaus des Moorbades der Stadt. Früher wurde es zeitweise als Theater genutzt. Der teilweise im Stil der Neorenaissance errichtete Marstall in der Südfront der Anlage enthielt Reitanlagen und Verwalterwohnungen. Die von Pückler erbaute Orangerie mischt gotische und maurische Stilelemente und ist mit ihren Mauerkronen, Zinnen und Turmandeutungen herrlich anzusehen. Neben der als Büro und Konzertsaal genutzten Orangerie stehen die von Pückler als Ananashäuser geplanten Gewächshäuser.

Das Neue Schloss Muskau

Im Neo-Renaissancestil wurde vom neuen Besitzer, dem Prinzen der Niederlande, die barocke dreiflügelige Schlossanlage umgebaut und so das Neue Schloss Muskau geschaffen. Fürst Pückler hatte die kaum Einkünfte abwerfende Anlage im Jahre 1845 an den Prinzen verkaufen müssen. Über den Schlosshof ist es zum Park hin geöffnet. Die verbindende Schlossrampe wurde noch unter Pückler vom großen Architekten Schinkel entworfen. Durch den Bau auf den Grundmauern der Wasserburg sind zwischen den Flügeln des Schlosses einige Asymmetrien entstanden.

Hohe Rundtürme knüpfen an die Vergangenheit der Festungsanlage an. Reich verziert, mit filigranen Balkonen und Figuren ausgeführt, wirkt das in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts umgebaute Schloss wie ein steinerner Traum. Das Schlossvorwerk wurde als Wohnhaus durch den Prinzen im Stil der normannischen Gotik umgebaut. Die gesamte Schlossanlage wurde im Jahre 1883 durch die Tochter des Prinzen an die Familie Traugott von Arnim, einem späteren Reichstagsabgeordneten, verkauft.

Im Neuen Schloss befindet sich heute die spannende Ausstellung über Leben und Werk des genialen Abenteurers Fürst Pückler. So wirkt u Recht sein schöpferischer Geist über die Jahrhunderte bis heute fort. Im Schloss ist ebenfalls eine Parkpflegerschule untergebracht. Vom Südwestturm aus kann die gesamte Parkanlage mit einem atemberaubenden Panoramablick überschaut und ihrer gewaltigen landschaftsgärtnerischen Dimension erfasst werden.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau

Die gesamte Anlage wurde im Zweiten Weltkrieg massiv beschädigt und teilweise zerstört. Das Neue Schloss blieb bis zum Ende der DDR als Brandruine stehen. In dieser Zeit wurden lediglich die Fassade der Orangerie erneuert, im Kavalierhaus das Moorbads eingerichtet und die Schlossgärtnerei mit Tropenhaus wiedereröffnet. Nach der Wende übernahm der Freistaat Sachsen die Anlage. Er errichtete die Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“. In der Folge wurde das Neue Schloss zunächst gesichert und dann komplett restauriert. Seit 2011 erstrahlt es in neuem Glanz.

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