Gesundheit & Medizin

Faszienriss: Symptome, Ursachen und mögliche Behandlung

Faszienriss
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Faszienrisse werden selbst von erfahrenen Medizinern oft fälschlicherweise als Muskelfaserrisse beschrieben. Es handelt sich aber um unterschiedliche Geschehnisse. Muskeln und Faszien bilden zwar eine kompakte Einheit – aber die Faszie stellt lediglich die bindegewebsartige Hülle der Muskeln dar. Ohne die umhüllenden Faszien würden die Muskelfasern keinen Halt haben. Sie würden keinen kompakten Strang bilden, der unter Belastung komprimiert oder gedehnt werden kann.

Faszienriss: Grundlegende Informationen

Meist reißen Faszien um bestimmte Muskeln durch einen Zusammenprall. Auch ein heftiges Umknicken oder ein Unfall können zu Faszienrupturen führen. Verklebte Faszien können dafür begünstigend sein. Die Faszien sind an sich recht widerstandsfähig. Sie sind elastisch und umgeben auch Sehnen, Gelenke, Knochen oder Organe. Sie geben diesen Körperteilen quasi die Form und halten sie auch in dieser. Zudem sorgen Faszien durch ihren hohen Wassergehalt für geschmeidige Bewegungen. Auch als Kommunikationszentren dienen die Faszien. Sie teilen beispielsweise Schmerzreize an das Gehirn und das Nervensystem mit.

Faszinierende Helfershelfer: Die Faszien

Übersetzt bedeutet der aus dem Lateinischen stammende Begriff „Faszie“ „Bündel“ oder „Band“. Tatsächlich umgeben sie die Muskeln bandförmig mit wasser- und kollagenreichem Gewebe. Dieses kann je nach Lage der Faszien eine Stärke zwischen 0,5 und 3 Millimetern haben. Erst das umhüllende Fasziengewebe ermöglicht, dass unser wasserreicher Organismus feste Formen annimmt. Die Faszien halten Organe, Muskeln und Sehnen auch bei intensiven Bewegungen an dem ihnen zugedachten Platz. Sie bewegen sich bei Bedarf mit oder dehnen sich, um Bewegungen zu ermöglichen.

Genial eingerichtet ist im Organismus beispielsweise, dass die Faszien sich weiten, wenn eine fortgeschrittene Schwangerschaft mehr Platz für das Ungeborene im Bauchraum erfordert. Durch die dehnfähigen Faszien können sich die Bauchorgane zunehmend verlagern, um dem heranwachsenden Fötus Platz zu machen. Die Gelenke werden weicher und auch das Becken wird dadurch dehnfähiger. Der Organismus einer schwangeren Frau bereitet sich durch solche Maßnahmen auf die anstehende Geburt vor. Danach muss sich alles wieder an seinen angestammten Platz begeben. Auch dabei spielen die Faszien eine wichtige Rolle.

faszien
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Die gleitfähigen Faszien gelten als Wasserspeicher im Organismus. Zugleich bilden sie aber eine schützende Barriere, die das Eindringen von Bakterien und Fremdkörpern in Muskeln oder Organe verhindern kann. Im Fasziengewebe finden sich zudem Fresszellen (Makrophagen bzw. Leukozyten). Diese sind immunologisch tätig. Unterteilt werden die Faszien in drei verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Funktionen. Ein Faszienriss kann zwar potenziell an allen Faszien vorkommen – doch die muskulären Faszien sind am häufigsten von Rupturen betroffen.

Symptome bei einem Faszienriss

Medizinische Laien können nicht unbedingt erkennen, ob ein Muskelfaserriss oder ein Faszienriss vorliegen. Selbst Sportmediziner können irrtümlich auf einen Muskelfaserriss schließen. Oftmals ist der Schmerz gar nicht an der Stelle zu finden, wo eine Faszienruptur vorliegt. Doch es gibt typische Symptome, die Faszienrisse nahelegen. Eine Ultraschall- oder MRT-Untersuchung kann die Diagnose bestätigen. Seltsam ist, dass ein Faszienriss im Knöchel oft Beschwerden im Knie verursacht. Ebenso kann eine Faszienverletzung durch einen Kaiserschnitt erst einige Monate später zu Problemen mit der Halswirbelsäule und Bewegungseinschränkungen führen. Der behandelnde Arzt verbindet oft beides nicht miteinander, weil vor dem erstmaligen Auftreten der Beschwerden bereits viel Zeit verstrichen ist.

Oftmals gab es vor einer Faszienruptur einen Unfall, bei dem ein bestimmter Muskel betroffen war. Auch bei tiefen Schnitten oder Knochenbrüchen können Faszienrisse begleitend auftreten. Schmerzen müssen einen Faszienriss jedoch nicht unbedingt begleiten. Unter Belastung kann es zu ziehenden Schmerzen kommen. Bei Faszien, die Muskeln umhüllen, dringen Muskelfasern manchmal durch den Riss. Sie bilden dann eine Beule. Wenn der betroffene Muskel angespannt wird, kann die Verletzung gut erkennbar sein. Bei innen liegenden, viszeralen Faszien ist das aber nicht möglich. Hier sind meist nur ziehende Schmerzen spürbar.

Was können die Ursachen sein?

Meist genügt eine abrupte Bewegung, die besonders einen Muskelstrang belastet. Oftmals entstehen Faszienrisse beim Sport, zum Beispiel nach großer Anstrengung oder unglücklichen Stürzen. Es kommt beispielsweise zu einem Zusammenprall zweier Fußballspieler. Ein anderer tritt dem Spieler versehentlich in einen angespannten Muskel. Auch mangelnde Fitness oder Fahrradunfälle können für Faszienrisse sorgen. Fast immer ist ein Trauma in Richtung auf einen Muskel die Ursache einer Faszienruptur. Bei innen liegenden Faszien können Autounfälle oder schwere Stürze ursächlich für Faszienrisse sein.

verletzung beim sport
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Exkurs: Plantarfaszien-Ruptur

Ein Riss in der Plantarfaszie fällt durch akute Schmerzen im Fußgewölbe auf. Zuvor gab es meist eine dynamische sportliche Betätigung. Die Plantarfaszien-Ruptur ist oft an einem ausgeprägten Plattfuß zu finden. Sie kommt ansonsten relativ selten vor. Ein typisches Symptom für einen Faszienriss an dieser Stelle ist ein mehr oder weniger prominenter Bluterguss unter dem Fußgewölbe. Auch Schwellungen können begleitend auftreten. Der Betroffene hat meist starke Schmerzen in Fuß. Er verspürt beim Einreißen der Faszie einen reißenden, intensiven Schmerz.

Meist wird dieser Faszienriss mit konservativen Methoden behandelt. Eine Operation ist meist nicht notwendig. Der betroffene Fuß muss jedoch ruhen. Sanftes Dehnen darf nur auf ärztlichen Rat hin ausgeführt werden, sofern die Schmerzen inzwischen unter Kontrolle sind. Nach etwa zwei Wochen kann der Betroffene wieder gehen und stehen. Es kann allerdings mehrere Wochen oder Monate dauern, bis der betroffene Fuß nach einer Plantarfaszienruptur sportlich wieder voll belastet werden darf. Oftmals kommt es begleitend zu einer sogenannten Spitzfuß-Kontraktur – damit wird eine Steifheit der Wadenmuskeln bezeichnet. Manchmal ist dieses Symptom auch schon vor der Ruptur vorhanden gewesen.

Behandlung bei einem Faszienriss

Bei einem Knochenbruch wird der Faszienriss meist gleich mitbehandelt. In diesem Fall handelt es sich meist um die Umhüllung eines Knochens, die betroffen ist. Knochenbrüche müssen immer durch Ruhigstellung behandelt werden. Manchmal werden sie operativ gerichtet. Gegebenenfalls muss der Knochen genagelt werden. Auch bei einem Faszienriss kann eine Operation sinnvoll sein. Zwar sind Faszienrisse nicht gefährlich. Sie heilen sogar oft von alleine aus. Doch dann entsteht narbiges Gewebe. Dieses kann den darunter liegenden Muskel in seiner Funktion beeinträchtigen. Eine OP ist nach längerer Zeit aber nicht mehr möglich.

Größe, Lage und Schwere des Faszienrisses sind also entscheidend für die Behandlung. Kleine Risse in einer Faszie bedürfen nicht immer einer Behandlung. Sie sind oft schmerzlos und verursachen auch sonst keine Beschwerden. Ein guter Physiotherapeut kann einen muskulären Faszienriss mit „myofascial Taping“ konservativ behandeln. Er verschiebt die betroffene Faszie nach Möglichkeit, um die Stelle mit dem Riss zu entlasten. Es darf kein starker Zug mehr auf die Rissstelle in der Faszie kommen.

fascial taping
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Mit dem gezielten Gegenzug der applizierten Tapes kann der Sportler den betroffenen Muskel wieder anspannen. Der Schmerzreiz wird idealerweise teilweise oder vollständig abgeleitet. Die Schmerzrezeptoren erhalten durch die strategisch platzierten Tapes nicht mehr so starke Reize. Dem „myofascial Taping“ sind allerdings gewisse Grenzen gesetzt – zum Beispiel bei innen liegenden Faszienrissen oder bei ausgedehnten und schwerwiegenden Faszien-Verletzungen. Bei einer OP gerissener Faszien werden die Ränder der betroffenen Faszie wieder vernäht. Anschließend muss der mit der Faszie betroffene Muskel geschont werden. Er darf erst nach vierzehn Tagen wieder leicht belastet werden. Sportliche Belastungen können meist erst nach vielen Wochen gewagt werden.

Faszienriss: Vorbeugende Maßnahmen

Zur Vorbeugung gegen Rupturen an Faszien dient zunächst das regelmäßige Training. Auch das Aufwärmen vor sportlichen Wettbewerben ist nützlich. Um die wasserhaltigen Faszien optimal gleit- und dehnfähig zu halten, ist ausreichender Trinkwasserkonsum erforderlich. Drei Liter Wasser sollten Sportler ihrem Organismus mindestens je Tag zuführen. Vor allem aber sollte der ausgeübte Sportler gegnerischen Fouls ausweichen. Er sollte besonders verletzungsträchtige Sportarten nach Möglichkeit meiden. Wie man weiß, sind Theorie und Praxis zwei unterschiedliche Dinge. Im Mannschaftssport sind Verletzungen nicht immer zu vermeiden. Besonders Profi-Fußballer oder Tennisprofis sind anfällig für Faszienrupturen.

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