Wirtschaft & Finanzen

Logistik: Was macht eigentlich ein Verkehrsleiter?

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Als Verkehrsleiter wird in der EU seit 2009 die Person bezeichnet, welche „die tatsächliche und dauerhafte Leitung der Verkehrstätigkeiten eines Unternehmens übernimmt” (EU 1071/2009). Bereits vor diesem Gesetz gab es in Unternehmen Zuständige, die für den gewerblichen Güterverkehr von Unternehmen die Verantwortung trugen.

Neu sind somit nur der Name und verschiedene Details mit Blick auf das Anforderungsprofil von Verkehrsleitern. Wir widmen uns in diesem Ratgeber dem Beruf des Verkehrsleiters und seinen Aufgaben. Ferner klären wir die Voraussetzungen dafür, dass ein Verkehrsleiter sein Amt in einem Unternehmen innerhalb der EU ausführen darf.

Welche Unternehmen benötigen einen Verkehrsleiter?

Die Beauftragung eines Verkehrsleiters ist für alle Unternehmen vorgeschrieben, die gewerblichen Güterverkehr mit Kraftfahrzeugen betreiben, deren Ladung größer als 3,5 Tonnen ist. Damit betrifft das Gesetz in erster Linie Speditionen und Unternehmen im Bereich der Logistik. Ausgenommen von der Verpflichtung sind Betriebe, die ausschließlich Werkverkehr leisten, das heißt, die den Güterverkehr mit betriebseigenen Fahrzeugen für eigene Zwecke abwickeln.

Der Verkehrsleiter kann eingestellt oder beauftragt werden. Bei einer Einstellung handelt es sich um einen internen Verkehrsleiter, da dieser ein regulär Beschäftigter des Unternehmens ist. Wird der Verkehrsleiter hingegen beauftragt, handelt es sich um einen externen Verkehrsleiter, der nicht aus dem Unternehmen selbst kommt. Bei ihm müssen Betriebe darauf achten, dass der externe Verkehrsleiter nicht für mehr als vier Unternehmen tätig sein und nicht mehr als 50 Fahrzeuge insgesamt überwachen darf. Bei einem internen Verkehrsleiter gibt es diese Beschränkungen nicht.

Wie kann man Verkehrsleiter werden?

Die EU hat Unternehmen für die Ernennung eines Verkehrsleiters ein bestimmtes Anforderungsprofil vorgeschrieben. So muss z. B. ein externer Verkehrsleiter persönlich zuverlässig und fachlich geeignet sein. Der Nachweis zur Eignung erfolgt durch die IHK-Fachkundeprüfung. Alternativ kann diese durch eine Berufsausbildung als Speditionsmann/-frau, Kaufmann/Kauffrau mit Schwerpunkt Güterverkehr und einer Fortbildung zum Betriebsfachwirt ausgeglichen werden. Bei Studiengängen gelten Abschlüsse als Betriebswirt in der Fachrichtung Spedition, Verkehrswirtschaft oder Logistik als vollwertiger Ersatz.

Mit Blick auf die Zuverlässigkeit dürfen dem Verkehrsleiter keine rechtlichen Verstöße in der Unternehmensführung nachgewiesen werden. Nach einer Verschärfung des Gesetzes durch die Verordnung EU 2016/403 verliert ein Verkehrsleiter den Status der Zuverlässigkeit, wenn ein schwerster Verstoß oder drei sehr schwere Verstöße von Fahrern des Unternehmens in Bezug auf den Güterverkehr in einem Jahr aufgetreten sind. Die Wiederaufnahme der Tätigkeit ist dann nur nach einem vorgeschriebenen Rehabilitierungsverfahren möglich, dessen zeitlicher Aufwand bei ungefähr einem Jahr liegt.

Die Aufgaben des Verkehrsleiters

Unternehmen müssen ihren Verkehrsleiter mit Entscheidungsbefugnissen und Kompetenzen ausstatten, die ihn dazu befähigen, für seine Aufgaben die Verantwortung zu tragen. Verantwortung bedeutet in diesem Fall auch Haftung, denn in Schadensfällen, für die der Verkehrsleiter im Rahmen seiner logistischen Tätigkeiten die Verantwortung trägt, kann dieser zur Schadensbegleichung herangezogen werden. Dies sollten Verkehrsleiter berücksichtigen, wenn sie Aufgaben delegieren. Die Aufgaben des Verkehrsleiters sind im Kern die folgenden:

  • Disposition der Ladung und des Fahrpersonals
  • Instandhaltungsmanagement der Flotte
  • Unterweisung des Personals in rechtlichen und Sicherheitsfragen
  • Prüfung der Sicherheitsverfahren
  • Prüfung der Beförderungsverträge und Dokumente
  • Rechnungsführung

Wie attraktiv ist der Beruf des Verkehrsleiters?

Verkehrsleiter sind an verantwortlicher Stelle für ein Unternehmen tätig. Das Gehalt liegt durchschnittlich bei 3.500 Euro brutto. Allerdings haben Verkehrsleiter Perspektiven, deutlich mehr zu verdienen, wenn sie größere Flotten betreuen oder als externe Verkehrsleiter für mehrere Unternehmen tätig sind. Der Arbeitsumfang hängt mit der Größe der zu betreuenden Flotte zusammen. Positiv ist des Weiteren die Möglichkeit, sich als externer Verkehrsleiter selbstständig machen zu können und in Eigenregie an Aufträge heranzukommen. Nachteilig ist hingegen das Risiko der persönlichen Haftung bei einem selbstverschuldeten Schadensfall.

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