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Psammotherapie: Sandbäder für Wellness und Gesundheit

Psammotherapie
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Medizinisch wirksame Sandbäder kannten die damaligen Ärzte schon in der Antike. Schon die alten Ägypter, die ja jede Menge heißen Wüstensand zur Verfügung hatten, nutzten Sandbäder zu Heilzwecken. Im Mittelmeerraum werden solche Sandbäder bis heute im Rahmen von Kuren genutzt. Dabei liegen die Patienten in zuvor von der Sonne erwärmtem Sand. Sie genießen, dass sich schmerzende Muskeln entspannen und schmerzende Knochen und Gelenke besser anfühlen. Im Grunde nehmenn alle Menschen, die sich lieber in sonnenwarmem Strandsand als auf einer Sonnenliege aufhalten, ein Sandbad. Einen medizinischen Nutzen hat das aber nicht.

Bei uns sind die medizinisch wirksamen Sandbäder mit der Zeit ein bisschen in Vergessenheit geraten. Doch im Rahmen von Wellnessbehandlungen oder Kurmaßnahmen kommen trockene Wärmebehandlungen mit Sand auch heute wieder zur Anwendung. In Thermen werden oft Kombinationen von Sandbädern und Lichteinwirkungen angeboten. Solche Sandlichtbäder sollen gegen Depressionen wirksam sein. Dazu später mehr.

Psammotherapie: Die moderne Form der Sandbäder

Natürlich fällt die moderne Form der medizinischen Sandbäder etwas anders aus, als die antiken Sandbäder. In heutiger Zeit nimmt der Patient in einer wannenförmigen Thermo-Liege Platz. Der Therapeut bedeckt seinen Körper nun mit Hilfe von Schaufeln oder Sandschiebern mit erwärmtem Sand. Dabei wird der Bereich um das Herz herum nicht mit Sand bedeckt. Die für die Psammotherapie benötigte Sandmenge für ein Sandbad liegt bei einem Gewicht von immerhin 475 bis 500 Kilogramm. Wer sich schon einmal von seinen Kindern am Strand bis zum Hals eingraben ließ, kennt das Gefühl.

Im Unterschied zu diesem eher kühlen Sandbad ist der Sand bei medizinischen Verwendungen aber warm. Außerdem wird der Patient zuvor in ein schützendes Tuch eingewickelt. Er kommt nicht direkt mit dem auf 55 Grad Celsius erwärmten Sand in Berührung. Moderne Mess- und Regeltechnik sorgt für die therapeutisch korrekte Temperatur des Sandes. Die Temperatur des Sandes kann so auf einem konstanten Level gehalten werden. Zu beachten ist auch eine der Indikation entsprechende Lagerungstiefe des Patienten.

Wenn das Sandbad beendet wird, gräbt der Therapeut den Patienten vorsichtig wieder aus den Sandmassen heraus. Der Behandelte begibt sich dann zur Ruhe. Der benutzte Sand kann ohne weitere Vorkehrungen oder Reinigungsmaßnahmen entsorgt werden, da er nicht direkt mit dem Körper des Patienten in Kontakt kam.

Wann ist die Psammotherapie sinnvoll?

Zu psammotherapeutischen Anwendungen kenn es bei verschiedenen orthopädischen, gynäkologischen, urologischen oder neurologischen Erkrankungen kommen. In diesen Fällen muss die Indikation eine Behandlung mit trockener Wärme nach sich ziehen. Das ist zum Beispiel bei chronischen Rückenschmerzen, Fibromyalgie oder starken Verspannungen der Fall, die zu Tinnitus-Beschwerden führen. Diese Behandlungsform ist immerhin so anerkannt, dass die Krankenversicherungen und Berufsgenossenschaften die Kosten für solche medizinisch sinnvollen Behandlungen auf Antrag ganz oder teilweise übernehmen.

Die Psammotherapie findet sich in vielen modernen Akut- oder Rehakliniken in Anwendung. Sie wird auch in ambulanten Reha-Zentren, in sportmedizinischen Einrichtungen, in der Kinderheilkunde, in einigen Praxen für physikalische Therapie und in verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens durchgeführt. Im Wellnessbereich kann der Patient mit Kostenübernahmen durch die Krankenversicherer jedoch nicht rechnen. Hier sind die Kosten für Sandbäder oder Sandlichtbäder selbst zu tragen. Dafür wird das Sandbad auf einer speziellen Liege mit Wellenrauschen oder Meditationsmusik vom CD-Player begleitet.

sandlichtbad
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Welchen medizinischen Nutzen haben Sandbäder?

Warme Sandbäder mit therapeutischem Nutzen werden heutzutage in verschiedenen Gebieten der Gynäkologie, Urologie, Sportmedizin, Orthopädie oder Urologie verordnet. Auch im Rahmen der Kinderheilkunde kommen psyammotherapeutische Anwendungen vor. Die häufigsten Indikationen dafür sind:

  • akute Lumbalgie bzw. Hexenschuss
  • Fibromyalgie bzw. Weichteilrheuma
  • schmerzhafte Verspannungen im Schulter- und Beckengürtel
  • generalisierte Tendomyopathien
  • degenerative Skeletterkrankungen der Gelenke, z. B. der Wirbelgelenke oder der Iliosakralgelenke
  • postoperative Behandlung, z. B. nach dem Einsatz künstlicher Hüft- oder Kniegelenke
  • starke Muskelverspannungen und Muskelkrämpfe
  • akute Osteoporose-Schmerzen der Wirbelsäule
  • Morbus Bechterew
  • chronische Adnexitis
  • chronische Prostatitis
  • Schmerzen im gynäkologischen Bereich (Pelvipathie)
  • sowie Überlastungsmyalgien wie Tennisarm, Golfer-Schultern, Karpaltunnel-Syndrom oder Mausarm.

Sandbäder können auch zwecks Anschlussrehabilitation nach bestimmten Heilbehandlungen verordnet werden. Beispielsweise können Sandbäder wegen der hygienischen Abdeckung des Patienten mit einem Tuch bei operierten Patienten vorgenommen werden – auch, wenn die Wundheilung noch nicht abgeschlossen ist. Außerdem kommt die Psammotherapie operierten Patienten zugute, die noch ein Drainagesystem tragen müssen, um Wundsekrete abzuleiten.

Gibt es für medizinische Sandbäder Kontraindikationen?

Wie für die meisten medizinischen Behandlungen sind warme Sandbäder mit medizinischem Nutzen für manche Patientengruppen nicht angeraten. Grundsätzlich dürfen Menschen mit akuten oder chronischen Entzündungen oder Fieber keine Psammotherapie nutzen. Die trockene Wärmebehandlung könnte die Entzündung verschlimmern. Venenpatienten, die eine Diagnose wie „Varikosis ab Stadium II“ haben, sollten ebenfalls keine Sandbäder verordnet bekommen. Gleiches gilt für Menschen, die wegen akuter und chronischer Thrombophlebitiden bzw. einer Thrombose in Behandlung sind.

Weiterhin sind Menschen mit geschwürbildenden (ulzerierenden) Hautkrankheiten und offenen, nässenden Hautwunden von psammotherapeutischen Behandlungen ausgeschlossen. Auch Patienten, deren Herz-Kreislauferkrankungen sich im Stadium der Dekompensation befinden, sind nicht geeignet, um warme Sandbäder zu erhalten. Last not least sollte ein Sandbad aus hygienischen Gründen nicht genossen werden, zum Beispiel wenn der Patient an Harn- und Stuhlinkontinenz leidet. Diese Kontraindikationen gelten auch im allgemeinen Gesundheits- und Wellnessbereich. Patienten mit entsprechenden Diagnosen sollten den Therapeuten von sich aus darauf hinweisen, dass warme Sandbäder für sie nicht geeignet sind.

Psammotherapie: Was bewirken Sandlichtbäder?

Sandlichtbäder sind Kombinationen von therapeutischen Sandbädern und Lichteinwirkungen. Oftmals sind solche Anwendungen im Wellness- und Kurbereich zu finden. Hier liegt die Temperatur des Sandes meist bei angenehmen 42 Grad. Manche Thermen bieten ihren Gästen Bäder in heißem Wüstensand an. Das soll bei Rückenschmerzen, chronischen Verspannungen, Fibromyalgie oder Durchblutungsstörungen helfen. In Wellness-Thermen am Urlaubsort werden häufig Sandlichtbäder angeboten. Die Gäste werden in einer nachgeahmten Strandlandschaft in Licht und warmen Sand getaucht.

Die Lichteinwirkung entspricht dabei dem Tageslicht, wie es im Tagesverlauf zwischen Sonnenaufgang und -untergang zu erleben ist. Die Lufttemperatur liegt in diesem Fall bei angenehmen 30 Grad. Mit Sandlichtbädern kann auch bei schlechtem Wetter oder in den Wintermonaten ein sommerlicher Strandtag simuliert werden. Begleitet wird diese sehr beliebte Behandlung durch Entspannungsmusik. Auch ätherische Öle können begleitend zur Anwendung kommen, um die Entspannung der Patienten zu fördern. Sandlichtbäder werden vor allem gegen die sogenannte Winterdepression eingesetzt.

Der Spezialsand wird in den Thermen oder Hotels 20 Zentimeter hoch in einer maritimen Kulisse verteilt. Hier müssen jedoch Entkeimungsanlagen tätig werden. Der oberflächlich kontaminierte Sand und die Raumluft müssen nachts hygienisch aufbereitet werden. Die kombinierte Licht- und Wärmetherapie hat eher einen Erlebnischarakter als einen definierten medizinischen Nutzen. Sie ist eher als eine Maßnahme der Gesundheitsförderung und Prävention zu verstehen.

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