Das Gefühl ist sehr unangenehm und noch viel mehr sehr beunruhigend: Aus dem Zahnfleisch schiebt sich ein spitzes Teil in den Mundraum, das mit der Zunge zu erfühlen ist und schlimmstenfalls beim Essen Schmerzen verursacht. Was kann das sein und was ist zu unternehmen?
Spitze aus dem Zahnfleisch: Ursachen
Es gibt mehrere Ursachen für diese Spitze, die im Zahnfleisch nichts zu suchen hat:
- Ein nicht ausgebildeter, unvollständiger und auch noch durch das normale Kauen abgebrochener Weisheitszahn macht sich so bemerkbar.
- Ein Zahnrest eines abgestorbenen Zahns kann auch so eine Spitze ausbilden.
- Von einem an sich gesunden Zahn kann ein Stück absplittern und sich im Zahnfleisch festsetzen. Es wandert ein wenig, bis es als Spitze heraustritt.
- Die bedenklichste Variante ist eine Knochenkieferverletzung, bei der ein abgesplitterter Knochenrest nun als Spitze durch das Zahnfleisch tritt.
Knochenkieferverletzungen können durch das Ziehen von Zähnen (vorrangig Backenzähnen) entstehen.
Was passiert mit dem Fremdkörper?
Im günstigsten Fall verlässt er von selbst das Zahnfleisch und wird irgendwann ausgespuckt. Das ist aber eher selten. Zähne und Kieferknochen können reißen und splittern, dann bilden sie solche Spitzen aus. Diese sitzen aber meistens nicht lose im Zahnfleisch, sondern sind noch mit dem Zahn oder dem Knochen verbunden. Von alleine wachsen sie nicht wieder an, vielmehr bilden sie Taschen, die ein Einfallstor für schädliche Viren und Bakterien sind. Dann kommt es zur Entzündung und damit zum Abszess, der dringend behandelt werden muss. Es droht eine Blutvergiftung!
Etwas Spitzes kommt aus dem Zahnfleisch: Was macht der Zahnarzt?
Wenn die Stelle noch nicht entzündet ist, wird er den spitzen Fremdkörper mit einem kleinen chirurgischen Messer herausschneiden. Das geschieht unter örtlicher Betäubung und hinterlässt nur eine winzige Wunde, die schnell verheilt. Sollte sich schon ein Abszess gebildet haben, wird der Zahnarzt diesen behandeln. Wichtig zu wissen: Der Abszess kann jederzeit entstehen, wenn sich im Zahnfleisch so ein Fremdkörper befindet. Daher ist der Gang zur Zahnärztin unausweichlich.
Behandlung eines Abszesses
Der Zahnfleischabszess ist durch eine Eiterbeule erkennbar, die sich am Zahnfleisch gebildet hat. Die Stelle wird die unmittelbare Austrittsstelle des spitzen Gegenstandes sein. Entstanden ist der Abszess durch eine bakterielle Infektion. Zahn- und Knochenverletzungen sind typische Ursachen für den periapikalen Abszess. Auch unbehandelte Karies kann dazu führen. Symptome des Abszesses im Zahnfleisch sind:
- Schwellung des betroffenen Bereiches
- pochende und/oder ziehende Schmerzen direkt an der Stelle
- Schmerzen überall im Mund
- sichtbare, rote Beule am Zahnfleisch
Das abszessiertes Zahnfleisch muss die Zahnärztin in den meisten Fällen chirurgisch öffnen. Der Eiter muss heraus. Von einer Selbstbehandlung raten Zahnärzte dringend ab, zumal ohnehin der spitze Zahn- oder Knochenrest entfernt werden muss. Das geschieht im Zuge diese Behandlung unter örtlicher Betäubung. Wer einen Zahnabszess nicht fachärztlich behandeln lässt, begibt sich in Lebensgefahr, weil wie erwähnt eine Blutvergiftung droht, die sich vom Mundraum aus blitzschnell im Körper ausbreitet und ohne Behandlung tödlich enden dürfte. Zahnärzte erkennen den Abszess schon per Augenschein, fertigen aber zusätzlich noch Röntgenbilder für die Diagnose an.
Damit lokalisieren sie die Stelle genau und schneiden dann sehr zielgerichtet. Eine zusätzliche Behandlungsoption ist die Gabe von Antibiotika, welche die Infektion bekämpfen. Manchmal trägt die Zahnärztin nach dem Eingriff eine antibakterielle Salbe auf die Stelle auf. Sollte ein toter Zahn die Spitze gebildet haben, wird der Zahnarzt ihn ziehen. Sollte wirklich der Kieferknochen gesplittert sein, muss die Zahnchirurgin den Splitter entfernen und den Rest des Knochens wieder begradigen, was eine aufwendige OP bedeutet.
Mögliche Komplikationen
Komplikationen treten nur auf, wenn der Zahnabszess unbehandelt bleibt. Er kann sich dann verschlimmern, wodurch nicht nur das Essen und sogar das Sprechen enorm erschwert werden, sondern sogar eine Ausbreitung der Infektion über den gesamten Organismus, zumindest aber in den Kieferknochen droht. Die mögliche Blutvergiftung wurde schon erwähnt, doch auch ohne sie sind langfristige Folgeschäden für den ganzen Körper zu befürchten.
Lässt sich der Abszess mit Hausmitteln behandeln?
Hausmittel lindern nur die Schmerzen und die Schwellung, beseitigen aber nicht die Ursache. Mit dem Abszess und auch allein mit der aus dem Zahnfleisch wachsenden Spitze müssen Betroffene zum Zahnarzt. Dennoch hier einige Hausmittel für die größte Not:
- Spülung des Mundes mit Salzwasser
- Anwendung einer antibakteriellen Mundspülung
- Kühlung der Stelle von außen mit einem Eisbeutel
- Schmerztabletten laut Anwendungsvorschrift
Solche Hausmittel wenden Betroffene an, wenn am Wochenende Schmerzen auftreten und kein Zahnarzt erreichbar ist. Die Schmerzen können unerträglich werden, vor allem wenn Druck auf die Stelle ausgeübt wird. Das machen Patienten manchmal intuitiv. Die eigene Zunge erfühlt immer wieder, was denn da im Mund los ist.
Manchmal essen oder trinken Betroffene sogar aus Trotz etwas Heißes oder Kaltes, nur um sich zu beweisen, dass „da nichts ist“. Dann sind die Schmerzen unweigerlich nicht mehr auszuhalten, auch die genannten Hausmittel helfen nicht mehr. All das geschieht, wenn sich schon ein Abszess gebildet hat. So weit muss es aber nicht kommen. Wer im Mund etwas Spitzes fühlt, das aus dem Zahnfleisch heraustritt, sollte sich zur Zahnärztin begeben.
