Gesundheit & Medizin

Gallenschmerzen: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

gallenschmerzen
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Auch wenn die Galle relativ klein im Vergleich zur Leber ist: das kleine Hohlorgan an der Untersete der Leber kann seinem Besitzer ganz schöne Schmerzen bescheren. Nach üppigen Mahlzeiten mit hohem Fettgehalt, oder wenn Stress, Wut und Ärger einem Menschen buchstäblich die „Galle hochkommen“ lassen, macht das Anhängsel der Leber sich mit starken und unangenehmen Schmerzen bemerkbar. Wenn das üppige Leben zu Gallensteinen geführt hat, erinnert die Galle durch schmerzhafte Koliken daran, dass ihr Besitzer dringend etwas unternehmen muss.

Gallenschmerzen: Die möglichen Ursachen

Die meisten Menschen erwarten, dass ihr Körper reibungslos funktioniert – egal, was sie diesem antun. Doch Leber und Galle, die unverzichtbaren Verdauungs- und Entgiftungsorgane, beginnen irgendwann, übelnehmerisch zu reagieren. Schmerzen sind die Folge davon, dass der Besitzer ihre Bedürfnisse Jahr für Jahr missachtet hat. Gallenblase und Gallengang reagieren so empfindsam wie Seismografen auf seelische Erschütterungen, Stress, Kummer oder zu üppige Mahlzeiten. Zu viel Kaffee oder zu oft harte Alkoholika zu genießen, setzt der Galle ebenfalls zu. Die Ernährungsweise, aber auch genetische Vorbelastungen, entscheiden darüber, ob sich in der Galle Steine bilden.

Diese blockieren den Gallenfluss. Außerdem kann sich das kleine Hohlorgan entzünden, wenn es fortgesetzt gereizt wird. Das verursacht Kolikschmerzen, an die der Betroffene sich garantiert noch lange erinnert. Es ist eine Fehlentscheidung, die Ursache von Gallenschmerzen nicht vom Arzt abklären zu lassen. Falls sich Gallensteine gebildet haben, sollte die Galle operativ entfernt werden. Geschieht das nicht rechtzeitig, können sich Steine im Gallengang festsetzen und die Bauchspeicheldrüse in Bedrängnis bringen. Das ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern auch gefährlich. Die Betroffenen müssen alle paar Wochen in die Klinik, um die festsitzenden Steine zertrümmern zu lassen.

Liegt eine Entzündung der Galle vor, ist es ebenfalls angezeigt, diese zu behandeln. Wenn die Behandlung verzögert wird, ist mit gravierenden Folgeerscheinungen zu rechnen. Es kann in der Folge zu Leberabszessen oder Darmverschlüssen kommen. Damit sollte klargestellt sein, dass die kleine Galle ein großes Potenzial besitzt, sehr unangenehm zu werden, wenn sie nicht ernst genug genommen wird.

Welche Funktion hat die Galle eigentlich?

Das, was wir allgemein als „Galle“ bezeichnen, ist ein komplexes System aus der Gallenblase, der darin enthaltenen Gallenflüssigkeit und den Gallengängen. Die Gallengänge sind fein verästelte Verbindungen, die mit der Bauchspeicheldrüse und dem Zwölffingerdarm in Verbindung stehen. Genau diese Bezüge sorgen später für schmerzhafte Prozesse, falls die Galle erkrankt. Das unscheinbare Hohlorgan befindet sich unterhalb der Leber. Es ist mit dieser verwachsen. Aufgabe der Galle ist es, die Gallenflüssigkeit, die die Leber produziert, zu speichern. Sie wird in der Gallenblase eingedickt und konzentriert. Bei Bedarf gibt die Galle diese Flüssigkeit in die Gallengänge und an den Zwölffingerdarm weiter.

Die Gallenflüssigkeit unterstützt die Verdauungsarbeit im Darm – vor allem die Fettverdauung und die Ausscheidung von fettlöslichen Abbauprodukten, die aus der Leber stammen. Mit der Gallenflüssigkeit werden die Abfallstoffe in den Darm abtransportiert. Wenn die empfindliche Galle gereizt ist, verursacht das schwere Schmerzen im Oberbauch. Sobald der Gallen-Fluss durch Gallensteine behindert wird, erleiden die Menschen Koliken. Sie empfinden starke Schmerzen, bekommen Schweißausbrüche und müssen erbrechen. Gegebenenfalls muss der Notarzt bei einer Gallenkolik benachrichtig werden.

anatomie einer galle
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Am nächsten Tag ist keineswegs alles wieder in Ordnung. Der Betroffene sollte zum Hausarzt gehen. Außer organischen Ursachen können auch funktionelle Störungen, seelischer Stress, starker Kummer oder unverarbeitete Konflikte zu den Gallenschmerzen geführt haben. Wichtig ist aber, zunächst organische Ursachen für die Gallenkolik auszuschließen.

Gallensteine verursachen starke Schmerzen

Die starken Schmerzen, die durch Gallenkoliken ausgelöst werden, stammen oft von Gallensteinen. Mindestens zwanzig Prozent der Deutschen sind im Laufe ihres Lebens von zusammengeballten, kristallartigen Gallensteinbildungen betroffen. In vielen Fällen bemerken die Träger der Steine diese gar nicht. In diesem Fall sprechen Mediziner von „stummen Gallensteinen“. Bei diesen Gallensteinen kommt es nicht so gehäuft zu Schmerzattacken. Gallensteine können von einem feinkörnigen Grieß bis zu einer veritablen Größe von mehreren Zentimetern Umfang anwachsen.

Warum jemand Gallensteine bekommt und ein anderer nicht, hat viele Gründe. Einer der Gründe ist die spezielle Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit selbst. Neben Wasser sind in ihr auch Substanzen wie Gallensäure, Cholesterin, Kalziumkarbonat und Bilirubin enthalten. Letzteres ist der Farbstoff, der die Gallenflüssigkeit quittegelb aussehen lässt. Solange alle Bestandteile der Gallenflüssigkeit in einem stimmigen Verhältnis vorliegen, ist alles in Ordnung. Die festen Bestandteile bleiben verflüssigt. Bei zu hoher Konzentration eines gelösten Stoffes kann dieser die Flüssigkeit aber zu stark verdicken lassen.

Durch das anschließende Auskristallisieren der festen Bestandteile können sich Gallensteine bilden – eine der Hauptursachen für Oberbauchschmerzen, die von der Galle ausgehen. Meistens sind überschüssiges Bilirubin für die Bildung von sogenannten Pigmentsteinen, und angestaute Cholesterin-Moleküle für die Bildung von Cholesterinsteinen verantwortlich. Interessant ist, dass Frauen jenseits der vierzig sehr viel öfter Schmerzen durch Gallensteine erleiden, als gleichaltrige Männer. Das Risiko für Steinbildungen und Schmerzen steigt, wenn zu fettreiche Ernährung sich zum Bewegungsmangel addiert.

Auch genetische Veranlagungen, Übergewicht, Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und zunehmendes Alter spielen eine Rolle bei schmerzhaften Gallenbeschwerden.

Gallenschmerzen: Was passiert bei der Gallenkolik?

Ab einer gewissen Steingröße sind schmerzhafte Gallenprobleme vorprogrammiert. Der Druck in einem blockierten Gallengang führt zu heftigen Schmerzen im rechten Oberbauch. Die Schmerzen, die eine Gallenkolik verursacht, können bis zur Schulterregion ausstrahlen. Viele Menschen empfinden diese Schmerzen als extrem unangenehm. Die Koliken verursachen Brechreiz, Übelkeit und teils über mehrere Stunden anhaltende Schmerzen. Auch wenn die Galle danach wieder Ruhe gibt, sollte der Arzt aufgesucht werden.

Die Meidung des Arztbesuches kann zu akuten Gallenblasenentzündungen (Cholestizitis), schweren Leberstauungen mit Gelbsucht, Leberschäden oder Gallenblasenkarzinomen führen. Außerdem wird die Bauchspeicheldrüse belastet.

Schmerzen durch eine Gallenblasenentzündung

Die akute Gallenblasenentzündung oder Cholezystitis ist eine fieberhafte Erkrankung. Oft entsteht sie infolge von Gallensteinen, manchmal aber auch ohne diese. Im ersten Fall sprechen die Mediziner von einer kalkulösen Cholestizitis. Im zweiten von einer akalkulösen Gallenblasenentzündung. Die Cholestizitis kann als Folge einer Bauchoperation oder einer Verletzung am Oberbauch, aber auch als Folgeerscheinung entzündlicher Prozesse an benachbarten Organen auftreten. Außerdem können Parasiten, Infektionen, Polypen, Fehlbildungen oder Tumorneubildungen für eine Cholestizitis verantwortlich sein. Auch hierbei ist die Gallenkolik eine schmerzhafte Reaktion.

galle schmerzt
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Wie entstehen Kolik-Schmerzen?

Schmerzhafte Gallenkoliken können als Resultat einer üppigen Mahlzeit auftreten. Die zur Verdauung hergestellte Gallenflüssigkeit staut sich, wenn in Bewegung geratene Gallensteine den Gallengang blockieren. Massive Schmerzattacken sind die Folge. In der Folge können die Schmerzen durch Übelkeit, Erbrechen, Blähbauch und eine durch das gestaute Bilirubin verursachte Gelbfärbung der Haut begleitet werden. Es kann zu auffallend hellem Stuhl, dunkel gefärbtem Urin sowie starkem Juckreiz kommen.

Wird die Gallenflüssigkeit weiter gestaut, kann der Verschluss des Gallengangs zu anhaltenden Oberbauchschmerzen führen. Fieber mit Schüttelfrost, Druckschmerzen sowie eine schmerzhafte und verhärtete Bauchdecke sind die Folge. Es kann zu chronischen Entzündungsverläufen mit dumpfen Schmerzen kommen. Eine unbehandelt bleibende Cholestizitis kann lebensgefährlichen Komplikationen auslösen. Von einem Gallenblasenriss über schmerzhafte Leberabszesse bis zu einem Ergießen der Gallenflüssigkeit in den Bauchraum mit nachfolgender Peritonitis ist alles möglich. Der „Gallenstein-Ileus“ ist ein durch solche Vorgänge ausgelöster Darmverschluss. Die Langzeitfolge ist Gallenblasenkrebs.

Gallenschmerzen durch Stress und Kummer

Seelischer Stress, unterdrückte Wut oder innere Anspannung können ebenfalls zu einer schmerzhaften Gallenkolik führen. Diese gilt als funktionelles Schmerzgeschehen ohne organische Ursache. Die Diagnose „Gallenwegsdyskinesie“ oder „Reizgallenblase“ beschreibt eine stimmungsbedingte Muskelverkrampfung. Diese beeinträchtigen die Gallenfunktionen. Sie behindern demnach auch den Abgang von Gallenflüssigkeit. Die nachfolgenden Oberbauchschmerzen erinnern an eine Kolik. Ohne eine ausführliche Untersuchung ist die Gallenwegsdyskinesie oft eine Verlegenheits- oder Fehldiagnose, ähnlich dem Reizmagen oder -darm.

Eventuelle körperlichen Ursachen müssen mit allen diagnostischen Mitteln ausgeschlossen werden, bevor der Arzt einem Patienten Stressminderung oder gar eine Psychotherapie empfiehlt. Auf jeden Fall sollte die Ernährung bei einer Neigung zu Gallenschmerzen angepasst werden. Eine ausgewogene, aber fettärmere Ernährungsweise ohne Völlerei ist vorzuziehen. Menschen mit Gallensteinen sollten weder eine Diät, noch eine Fastenkur in Erwägung ziehen. Sie sollten lieber mehrere kleine Mahlzeiten essen und sich bei Lebensmitteln, die sie nicht gut vertragen, mäßigen.

Aus medizinischer Sicht ist die Galle durchaus verzichtbar. Die Vermeidung der Operation kann so ungute Folgen nach sich ziehen, dass in den meisten Fällen zur Gallenentfernung geraten wird.

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