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Kriegsgefangene im 2.WK: Lebensmittel und Tuberkulose als Gefahr

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Während eines Krieges ist es völkerrechtlich zulässig, die Gefangenen des Feindes in einem Lager unterzubringen. Dort herrschen allerdings nicht immer die besten Bedingungen: Enge Platzverhältnisse, eine unzureichende Hygiene und eine mangelhafte Ernährung gehören zu den traurigen Standards, die sich in diversen Internierungslagern des Zweiten Weltkrieges vorfinden ließen – und die als Ursache für die Ausbreitung der Tuberkulose gesehen werden müssen, die zum Tod hunderttausender Soldaten geführt hat.

Tuberkulose durch Lebensmittel: Eine Gefahr in allen Lagern für Kriegsgefangene

Neben dem allgemeinen schlechten Gesundheitszustand, den viele Gefangene aufwiesen, breitete sich in den Baracken aber eine weitere Gefahr aus. Bei ihr handelte es sich um die Lungenkrankheit Tuberkulose, die sich vorwiegend auf die Atemwege erstreckt, dort das intakte Gewebe zerstört und damit ein damals kaum zu stoppendes Siechtum in Gang setzte. Die Betroffenen litten anfangs unter einem hartnäckigen Husten, zu dem sich bald Schmerzen, Müdigkeit und Schwäche gesellten.

Infolge eines mangelnden Appetits kam es zum Verlust des Körpergewichtes. Zugleich war das Immunsystem unterversorgt, das ohne zugeführte Vitamine und andere Vitalstoffe kaum funktionieren konnte. Selbst relativ simple Krankheiten entwickelten sich unter solchen Vorzeichen zu einer Bedrohung für das Leben der Erkrankten. Aufgrund fehlender Medikamente konnte den Leidenden häufig nicht mehr geholfen werden.

Tuberkulose
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Verunreinigte Lebensmittel bilden die Ursache der Infektion

Tuberkulosebakterien lassen sich in der Natur vor allem bei Nagern, bei Ziegen und Schafen sowie bei Rindern und Wildtieren nachweisen. Vorstellbar ist also einerseits, dass die Erreger über die allgemeine Nahrungsversorgung ihren Weg in die Lager gefunden haben: Milch, Käse, Fleisch und Wurst kommen dafür in besonderer Weise in Betracht.

Zumal es sich dabei meist um minderwertige, teils sogar aussortierte Lebensmittel gehandelt hat, die bewusst nicht an die eigene Bevölkerung ausgegeben, sondern bevorzugt an die Soldaten des Feindes verteilt wurden. Nicht ausgeschlossen werden kann zudem, dass mancher Kriegsgefangene in der Notlage des großen Hungers auch die Möglichkeit genutzt haben wird, sich über Ratten, Mäuse, Eichhörnchen oder Wildkaninchen ein zusätzliches Mahl zu fangen.

Ratten und Mäuse als alltägliche Plage

Andererseits steht auch eine zweite Vermutung offen: In vielen Lagern gab es gerade für die kleinen Nagetiere einiges zu holen. Waren Mauern und Zäune für die Insassen unüberwindlich, so fanden Mäuse und Ratten doch schnell Schlupflöcher, durch die sie das Gelände betreten und sich dann dort ausbreiten konnten.

Ähnliches galt für die Verpflegungskammern: Alle Speisen waren in der Regel streng verschlossen, um sie vor den Gefangenen zu schützen. Vielfach gelang es aber auch hier den kleinen Tieren, die Vorräte über viele Wochen hinweg anzuknabbern und sie zu dezimieren – auf den Resten aber neben ihrem Speichel die Tuberkuloseerreger zu hinterlassen. Wurden die Lebensmittel anschließend verzehrt, gelangten die Bakterien in den Organismus der Soldaten.

Infektionskrankheiten wie Tuberkulose profitieren von Enge und Wärme

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Tuberkulose in den Kriegsgefangenenlagern weitgehend ungeschützt verbreiten konnte. Jeder Husten und jedes Niesen, letztlich sogar jeder einzelne Atemzug eines Erkrankten führte zum Ausstoß der Bakterien – die gerade in den Monaten zwischen Frühling und Herbst von den feucht-warmen Bedingungen in den Baracken profitierten.

Und die sich dort im Bettzeug, in der Kleidung oder an Wänden über Stunden hinweg halten konnten. Die engen Unterbringungsmöglichkeiten machten es für die Soldaten zudem schwer, den Betroffenen aus dem Weg zu gehen. Nicht selten waren innerhalb weniger Tage große Teile der Belegschaft eines Schlafsaales mit der Tuberkulose angesteckt. Woraus sich die Gefahr ergab, dass sich die Bakterien auch unter den Wachmannschaften ausbreiten konnten.

kriegsgefangene
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Die Unterversorgung befeuerte die Krankheit

Mit einer individuell angepassten Medikation sowie einer ausgewogenen Ernährung ist es heutzutage möglich, die Tuberkulose einzudämmen. Doch beide Faktoren waren zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in den Kriegsgefangenenlagern kaum verfügbar. Die Versorgung mit Lebensmitteln spielte dabei eine besondere Rolle, da diese – neben der ohnehin schlechten Qualität – oftmals in zu geringen Mengen und in zu einseitiger Ausführung geliefert wurden.

Minderwertiges Gemüse, unter dem vor allem Rübenarten vorkamen, ließen sich zwar preiswert beschaffen und waren lange haltbar. Häufig handelte es sich dabei aber um Zutaten, die den richtigen Reifegrad noch nicht erreicht oder ihn bereits überschritten hatten. Viele Soldaten in den Lagern wiesen daher Mangelzustände auf, die das Auftreten der Tuberkulosekrankheit begünstigten.

Darum wurden Kriegsgefangenenlager überhaupt notwendig

Diverse am Zweiten Weltkrieg beteiligte Nationen haben in den Zeiten des bewaffneten Kampfes zwischen 1939 und 1945 sogenannte Kriegsgefangenenlager errichtet. Mit ihnen sollte die zentrale Unterbringung von Soldaten und Offizieren sichergestellt werden, die in Gefangenschaft genommen wurden. Das Ziel bestand zunächst darin, sie an weiteren Einsätzen für den Gegner zu hindern, anschließend aber wertvolle Informationen durch sie zu erhalten und sie gegebenenfalls später in die juristische Bewertung ihrer Taten überführen zu können.

Derlei Lager gab es nicht alleine in Europa, wo sie vorwiegend von den französischen, russischen, englischen und deutschen Truppen errichtet wurden. Auch in den Vereinigten Staaten sowie in Kanada konnten Angehörige der kämpfenden Einheiten – hier zumeist die Soldaten der Wehrmacht – untergebracht werden.

Kriegsgefangenenlager
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Die Bedingungen fielen oft schlecht aus

Bereits aus logischen Erwägungen ist es nachvollziehbar, dass die Gefangenen in den Lagern keine luxuriösen Zustände erwarten durften. Die aus verfügbarem Platz, der vorhandenen Ernährung und den hygienischen Zuständen gesteckten Rahmenbedingungen erreichten in der Regel ein sehr niedriges Niveau. Kaum eine kämpfende Nation war bereit, von ihrer Verpflegung einen üppigen Anteil an die Soldaten des Feindes abzutreten. Wer hier stationiert war, musste die große Enge akzeptieren, die in den einzelnen Behausungen herrschte.

Brot- und Wasserrationen waren knapp bemessen. Die medizinische Versorgung agierte meist nur bei Notfällen – und konnte selbst dann nicht immer rechtzeitig helfen. Zudem galten die Lager als wahre Brutstätte für alle Krankheiten, die durch Viren und Bakterien übertragen wurden. Denn reinliche Zustände lagen ebenfalls nicht vor.

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