Nur allzu gerne wird in den Medien darüber gesprochen, wie der Online-Handel den regionalen Handel kaputtmacht, Ladengeschäfte zur Aufgabe zwingt und die Innenstädte damit zu verwaisen drohen. Doch es muss nicht immer eine Schwarz-Weiß-Malerei aus dem boomenden Online-Geschäft und dem verwaisten Händler vor Ort sein – es gibt durchaus auch Beispiele dafür, wie eine Kombination von beidem glücken kann.
Das Radhaus: Ein Best-Practice-Beispiel mit Online-Auftritt und regionalen Filialen
Spannenderweise hat es ausgerechnet ein Fachgeschäft geschafft, online Geschäfte zu machen und regional Service anzubieten. Die Rede ist vom Radhaus. Doch welches Konzept steckt dahinter? Das Radhaus bezeichnet sich als Unternehmen „im Großraum Berlin“ und als „größter Fahrrad- und E-Bike-Händler in Deutschland“. Doch wie geht das zusammen? Genau so:
- Im Online-Shop bedient das Radhaus Interessierte, die nach unterschiedlichen Marken wie etwa KTM, Bulls, Scott, Cube, Bergamont, Pegasus, Kalkhoff, Hercules, Raleigh, Flyer, Haibike, Puky oder Scool Ausschau halten. Auch lässt sich die Filterfunktion so einstellen, dass nur Trekkingbikes, Citybikes, Mountainbikes, Kinder- und Jugendräder, Crossbikes, Rennräder, Fitnessbikes, Falträder oder BMX-Räder in der Auswahl zu sehen sind. Hinzu kommt eine Vielzahl an E-Bikes (Lastenräder, Road-E-Bikes, Cross-E-Bikes, MTB-E-Bikes, City-E-Bikes und Trekking E-Bikes) sowie Zubehör, wie etwa Schlösser und Helme. Alles in allem ein Online-Shop, der in puncto Auswahl, Funktionalität und User Experience das bietet, was Interessenten erwarten.
- In den insgesamt acht Filialen in Berlin und Brandenburg gibt es ebenfalls eine große Auswahl, schließlich ist auf den insgesamt 23.500 Quadratmetern Ladenfläche reichlich Platz, um Fahrräder und E-Bikes auszustellen. Eine Indoor-Strecke zum Testen, kostenlose Parkplätze, individuelle Beratung und eine Meisterwerkstatt vor Ort sorgen für zusätzlichen Service vor Ort und ergänzen das Online-Angebot. Eine Verquickung ist ebenfalls möglich, was bedeutet: Wer online sein Wunsch-Bike findet, kann es in der Filiale abholen.
Produktvielfalt online und Serviceleistungen in den Filialen. Dieses Konzept geht für das Radhaus offensichtlich auf – doch lässt es sich auch für andere Branchen und Unternehmen adaptieren?
Der Regiona.Shop: Hier präsentiert sich eine ganze Region online und regional
Das Angebot von Chiemgauer Unternehmen steht im Regiona.Shop online im Fokus – doch eben nicht nur dort, denn auch mit dieser Online-Präsenz soll Regionalität gelebt und mit den Vorzügen des Internets verknüpft werden. Was im Detail dahinter steckt, wird auf der Seite so beschrieben: Im besten Fall – so heißt es online – werden die Anbieter direkt vor Ort in ihren Läden besucht. Ist das nicht möglich, muss das keine Abkehr von Regionalität bedeuten. Stattdessen stellen die Chiemgauer Unternehmen nämlich nicht nur im Laden ihre Produkte zum Verkauf, sondern eben auch online. Auch hier gilt: Die Bestellung kann dann vor Ort abgeholt werden – oder wird bequem geliefert, wie es viele Shopper mittlerweile vom Online-Shopping gewohnt sind.
Die Idee dahinter setzt genau dort an, wo Ladenbetreiber Probleme haben, denn: Beschränken sie sich mit ihren Umsätzen rein auf den stationären Handel, kommen sie häufig nicht über die Runden. Teure Ladenmieten ermöglichen ihnen kaum, wirtschaftlich effektiv zu sein. Wer jedoch die Kombination aus Online- und Offline-Handel wagt, könnte dieses Wagnis gewinnen. Über den Online-Handel generieren die Unternehmen zusätzliches Einkommen und machen darüber hinaus auf sich aufmerksam. Die Anbieter stellen mittlerweile ein breites Angebot in ganz unterschiedlichen Kategorien – von Tierbedarf über Taschen, Rucksäcke und Co. bis hin zu Lebensmitteln und Getränken.
Zahlreiche Zwischenlösungen sind denkbar
Neben diesen Best-Practice-Beispielen aus der Hauptstadt Deutschlands und dem Süden der Bundesrepublik gibt es dazwischen zahlreiche Optionen, neue Wege im Handel zu gehen – im großen und kleinen Stil. Diese Beispiele lassen sich beobachten:
Regionale Ecken lassen sich immer häufiger in Supermärkten sichten – doch was steckt dahinter? Hierbei handelt es sich um eine Reaktion auf die Wünsche der Verbraucher, die immer häufiger auf die Herkunft der Produkte achten, die sie kaufen. Vielen reicht die Auszeichnung als „regionales Produkt“ längst nicht mehr. Stattdessen muss klar ersichtlich sein, woher das ausgewählte Produkt wirklich stammt. Auch im Modebereich zeigt sich immer deutlicher eine Abkehr von in der Ferne produzierter Fast Fashion – mit einer deutlicheren Tendenz hin zu nachhaltiger Mode aus der Region.
- Hofläden waren einst nur eine Option, damit Landwirte in Eigenregie das abverkaufen konnten, was sie selbst produziert haben. Vielerorts sieht man noch die „alten“ Hofläden, die aus einer handgeschriebenen Tafel bestanden und zu einem bestimmten Zeitpunkt frisches Obst oder Gemüse anpriesen. Mittlerweile werden immer mehr Hofläden zu Dorfläden. Zum klassischen Sortiment, das es „ab Hof“ gibt, werden ganz gezielt Produkte des täglichen Bedarfs angeboten. Alternativ lassen sich auch viele Sonderlösungen beobachten, wie etwa, dass im Lebensmittelbereich der Verkauf unverpackter Lebensmittel immer prominenter wird.