Wirtschaft & Finanzen

Unternehmensbewertung: Objektiv und ehrlich den Wert eines Unternehmens festlegen

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Wirtschaft ist ein sachlicher und rationaler Fachbereich. Zahlen, Bilanzen und Kopfdenken stehen vor Bauchgefühl und Luftschlössern. Es gibt allerdings einen Bereich der Wirtschaft, der diese Regeln bricht und das ist die Unternehmensbewertung.

In kaum einem anderen wirtschaftlichen Aspekt können die subjektive und objektive Betrachtung so weit auseinandergehen wie in der realen Einschätzung eines ganzen Unternehmens oder in Teilbereiche eines Betriebs. Die Bewertung eines Unternehmens wird immer dann interessant, wenn es darum geht, einen Betrieb zu kaufen, zu verkaufen oder zu investieren. Der Wert soll sich in einen Preis verwandeln und da gehen die Vorstellungen von Käufer, Verkäufer und Investor schnell auseinander.

Faktoren der Unternehmensbewertung

Experten sprechen von Substanz und Ertrag, wenn es darum geht, den Wert eines Unternehmens zu ermitteln. Die Substanz bezieht sich auf materielle Güte, die zu einem Betrieb gehören. Maschinen, Immobilien und Grundstücke gelten als Substanz. Hinzu kommen immaterielle Dinge. Hierzu zählen zum Beispiel das Know-how der Mitarbeiter oder der potenzielle Ertrag eines Unternehmens. Diese Größen zeigen, dass eine Unternehmensbewertung kein Aufaddieren fester Zahlen ist. Zeit- und Marktwert bestimmen das Gewicht der einzelnen Komponenten.

Weitere Berechnungsaspekte sind die Marke, die Branche und die Region, in der das Unternehmen ansässig ist. Je nach Branche können die Schwerpunkte unterschiedlich gelagert sein. Für ein Straßenbauunternehmen sind die Maschinen von großer Bedeutung für ein IT-Unternehmen die Fachkenntnisse der Mitarbeiter.

Die Methoden zur Unternehmensbewertung

Für eine faire Bewertung muss die Ermittlung einer Struktur folgen. Es gibt drei unterschiedliche Methoden, die zur Bewertung herangezogen und die den möglichen Schwerpunkten folgen. Bevor eine Methode herangezogen wird, stellt sich die Frage, womit ein Unternehmen Geld verdient. Welches ist die wichtigste Grundlage für den Erfolg eines Unternehmens?

Substanz

Die Substanzwertmethode ermittelt die Substanz und wird bei Unternehmen angewendet, die über viele Immobilien und einen Maschinenpark verfügen. Die materiellen Betriebswerte sind in diesem Fall von größerer Bedeutung als die Positionierung am Markt oder das Fachwissen der Mitarbeiter. Der Unternehmenswert ergibt sich aus dem Zeitwert der Sachinhalte. Würden alle Maschinen, Häuser oder Grundstücke verkauft werden, so ist dies der Wert des Unternehmens.

Im Falle eines Verkaufs ist dies der Mindestwert, der für das Unternehmen gezahlt werden müsste. Ähnlich wie bei einem Schmuckstück ist der Materialwert der niedrigste Preis, der gezahlt wird. Hinzukommen ein Obolus für die Ausarbeitung, den Seltenheitswert und eventuell ein Liebhaberbonus. Hierbei unterscheiden sich Schmuck und Unternehmen kaum.

Kapital und Erfolg

Das Ertragsverfahren bezieht sich auf den Erfolg und das Kapital. Die essenzielle Frage für die Methode lautet: Was wird dieses Unternehmen in Zukunft erwirtschaften? Diese Frage stellt sich immer dann, wenn Investoren Geld in ein Unternehmen einbringen möchten oder Nachfolger für ein Unternehmen gesucht werden. In die Kapital- und Erfolgsbewertung werden die Betriebsergebnisse der letzten drei Jahre ohne steuerliche Abzüge eingerechnet. Hinzu kommen das laufende Jahr und die Erwartungen für die kommenden drei Jahre. Für die abschließende Berechnung wird zusätzlich ein Kapitalisierungszinssatz hinzugezogen, der für das Risiko des Investors steht.

Markt

Die Unternehmensbewertung über das Multiplikatorenverfahren orientiert sich am aktuellen Verkaufswert vergleichbarer Unternehmen. Verkaufspreis und Gewinne von verkauften Unternehmen wurden in Multiplikatoren umgerechnet. Die Multiplikatoren werden mit den Kennzahlen des zu verkaufenden Unternehmens multipliziert. Das Ergebnis ist der Unternehmenswert. Der Vorteil dieses Verfahren ist der kurze Zeitaufwand, mit dem eine Unternehmensbewertung erfolgt.

Das Verfahren wird gern zur Absicherung herangezogen, um die Bewertung durch ein anderes Verfahren zu bestätigen oder zu widerlegen. Für junge Unternehmen am Markt erfolgt eine Bewertung häufig über die Venturecapital-Methode. Firmen ohne Gewinngeschichte, aber mit großem Wachstumspotenzial werden über das Multiplikatorenverfahren und den Geldverkehr bewertet. Zusätzlich zur Position am Markt werden nach dem Cashflow-Verfahren Geldeingänge und Zahlungsausgänge der Buchhaltung über einen bestimmten Zeitraum ermittelt.

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