Gesundheit & Medizin

Döner in der Schwangerschaft: Ist das erlaubt?

Döner in der Schwangerschaft
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Rund 2 Millionen Portionen würzig mariniertes Fleisch im Fladen werden täglich in Deutschland verspeist. Döner Kebab steht damit ganz oben auf den Hitlisten der beliebtesten Fast Food Gerichte. Auch Schwangere wollen meistens nicht auf den heißbegehrten Snack verzichten oder können sogar regelrechten Heißhunger darauf haben. Doch was für Gefahren lauern im Döner?

Döner in der Schwangerschaft: Grundlegende Informationen

Das Dönerfleisch wird mariniert und anschließend scheibchenweise geschichtet. Auf den Spieß kommt immer abwechselnd eine Scheibe mageres und eine Scheibe fetteres Fleisch. Echtes Döner Kebab darf nur aus Rind-, Kalb-, Schaf- oder Lammfleisch hergestellt werden. Schwein ist beim Döner nicht zulässig. Beim griechischen Pendant Gyros dagegen ist Schweinefleisch der Standard. Dönerspieße werden von professionellen Betrieben hergestellt. Meistens werden sie tiefgefroren gehandelt.

Das bedeutet, dass die Spieße in der Döner-Bude aufgetaut und dann geröstet werden. Normalerweise muss das Fleisch richtig durchgegart werden. Doch die ein oder anderer Leserin wird das schon einmal erlebt haben: Bei großem Andrang schneiden die Imbissbetreiber noch halb rohes Fleisch vom Spieß. Das ist so eigentlich nicht zulässig und sollte auch nicht sein.

Mit Salmonellen belastete Dönerspieße

In der Vergangenheit kam es öfter zu Skandalen mit Salmonellen auf Dönerfleisch. Normalerweise werden diese unliebsamen Bakterien durch das ordnungsgemäße Garen vollständig abgetötet. Trotzdem dürfen Salmonellen auch auf rohen bzw. aufgetauten Döner-Spießen nicht vorkommen. Sind Spieße belastet, werden diese aus dem Verkehr genommen und der Hersteller muss haften. Eine Salmonelleninfektion geht mit allgemeinem Unwohlsein, Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen oder sogar mit Erbrechen einher. Die meisten Infektionen mit diesen Bakterien verlaufen leicht bis mittelschwer.

schwangere frau mit döner
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Insgesamt sind diese Infektionen selten. Direkt auf das Baby übertragen sich Salmonellen nicht. Eine Gefahr für ungeborene Kinder kommt zustande, wenn die Mutter eine schwere oder komplikationsreiche Salmonelleninfektion durchmacht. Durch lang anhaltende und heftige Durchfälle kann es zu einer dramatischen Unterversorgung des Babys kommen. In 5 % der Infektionen gehen Salmonellen auf das Blut über und richten organische Schäden an. Auch dieser Zustand einer Schwangeren kann den Abgang des Fötus oder eine Frühgeburt auslösen.

Das Döner-Qualitätssiegel

Um dem Döner nach diesen Fällen das Stigma vom „Schmuddelfleisch“ wieder zu nehmen, hat die Döner-Industrie das Qualitätssiegel ATDiD eingeführt. Nur Imbissbuden und Döner-Stände, die ein Seminar zur Hygiene bei der Lagerung, Zubereitung und Ausgabe des fertigen Döners absolviert haben, bekommen das Gütesiegel. Es ist meistens gut sichtbar außen an der Ausgabe oder prominent am Eingang des Schnellrestaurants platziert.

Schwangerschaft und Döner: Und wie ist das mit den Listerien?

Der Erreger Listeria monocytogenes ist ein stäbchenförmiges Bakterium, das auf rohem Fleisch, Gemüse, in der Rohmilch und deren Produkte sowie auf rohem Fisch vorkommen kann. Theoretisch können sich Listerien also auch in einer Döner-Bude aufhalten. Belastet sind gerne auch Salatpackungen. In Plastikfolie eingeschweißte Salate gelten sogar als regelrechter Tummelplatz für Keime aller Art. Entfernt werden sie nur durch gründliches Waschen des Salates. Im Fleisch werden Listerien bei gründlicher Garung zerstört. Listerien sterben ab, wenn ein Lebensmittel über längere Zeit auf Temperaturen von 65° C und mehr erhitzt wird. Das sollte beim Dönerfleisch eigentlich der Fall sein.

Ein Restrisiko kann von unzureichend ungewaschenem Gemüse und Salat im Döner Kebab ausgehen. Wie oft sich Menschen in der Gastronomie oder anderswo mit Listerien infizieren, ist eine Dunkelziffer. Die meisten Infektionen verlaufen nämlich so, dass gesunde Erwachsene gar nicht davon mitbekommen. Eine akute Listeriose bricht meistens nur bei alten oder immunschwachen Menschen aus. Ungeborene Kinder sind durch Listerien besonders gefährdet.

Listeriose in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft kann das Immunsystem deutlich geschwächt sein und Erregern wie den Listerien einen einfachen Zugang bieten. Die Schwangere selbst muss von einer Listeriose nicht viel mitbekommen. Allerdings können diese Erreger die Plazenta durchdringen und auf das ungeborene Kind übergehen. Listeriosen in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln enden häufiger mit Fehlgeburten und werden gar nicht als Listerieninfektion erkannt. Im letzten Trimester können Infektion beim Baby zu Blutvergiftung sowie zu einer Hirnhautentzündung führen. Mögliche Folgen sind Fehl-, Früh- oder Totgeburten. Wird die Infektion schnell erkannt, kann ein Antibiotikum gegeben werden. Die Heilungsaussichten sind dann für das Baby sehr gut.

Das Risiko von Schaf- und Schweinefleisch

Der bei Schwangeren ebenfalls gefürchtete Toxoplasmose Erreger wird grundsätzlich nicht von Rindfleisch übertragen. Mögliche Quellen sind aber Schweine-, Schaf- und Ziegenfleisch! Ein Döner Kebab aus Rindfleisch sollte diesbezüglich also keine Gefahr darstellen. Beim Gyros oder dem (eher seltenen) Döner aus Schaf- oder Lammfleisch ist ein gewisses Risiko vorhanden. Da der Toxoplasmose Erreger ebenfalls durch hohe Temperaturen beim Garen abgetötet wird, besteht bei richtig zubereitetem Fleisch auch hier keine Gefahr.

frischer kebab
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Vorsicht bei der Döner-Soße

In der Döner Soße können rohe Eier stecken. Die stellen eine andere Infektionsquelle für Salmonellen dar. Rohe Eier und aus rohen Eiern gefertigte Soßen und Speisen sind deswegen für Schwangere tabu. Deswegen gilt: Schwangere sollten sich beim Kauf eines Döner Kebabs nach rohen Eiern in der Soße erkundigen und nur zugreifen, wenn der Imbiss oder die Döner-Bude zuverlässig wirken und die Antwort verlässlich erscheint. Im Zweifelsfall schmeckt der Döner auch ohne Soße!

Der Döner Kebab: Eine deutsche Erfindung?

Erfunden hat das Fleisch im Brot ein Türke in Berlin. Der Gastarbeiter Kadir Nurman kam 1972 als Erster auf diese Idee. Man kannte das Döner (Grillfleisch) in der Türkei auch vorher schon. Allerdings wurde es traditionell geschnitten auf dem Teller mit einer Brotbeigabe oder auch etwas Gemüse und Salat gegessen. Kadir Nurman war in seiner Imbissbude beim Zoo am Kurfürstendamm aufgefallen, dass die Deutschen ihre unterwegs verzehrten Snacks am liebsten „to go“ hatten. Folglich stecke er das Fleisch zum Mitnehmen ins Brot. Die Idee wurde ein Verkaufsschlager: 600 Tonnen Fleisch werden täglich zu Dönerspießen verarbeitet und die türkische Leckerei ist aus unserer Multikulti-Ernährung einfach nicht mehr wegzudenken.

Döner in der Schwangerschaft: Ja oder nein?

Von einem aus Rindfleisch hergestellten Döner Kebab, das

  • gut durchgegrillt ist
  • von einem hygienisch einwandfreien Betrieb angeboten wird (vielleicht sogar mit ATDiD-Siegel) und
  • ohne Soße mit Rohei-Anteil

verzehrt wird, sollte für Schwangere keine Gefahr sein. Lammfleisch Döner oder griechisches Gyros sind gut durchgebraten ebenfalls sicher. Es bleibt eine winzige Gefahr, dass auf diesen Fleischsorten eher Toxoplasmose Erreger vorkommen. Schwangerschafts-„No-Gos“ sind Döner, die halbgar von einem nicht ausreichend gerösteten Spieß geschnitten werden, sowie mit Rohei zubereitete Döner-Soße.

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