Manche Wörter haben im Deutschen gleich mehrere Bedeutungen. Das sorgt nicht unbedingt für ein besseres Verständnis. Das ist auch bei der oft diskutierten Großcousine der Fall.
Die Großcousine: Das Verwandtschaftsverhältnis kurz erläutert
Damit du über dein Verwandtschaftsverhältnis informiert bist, klären wir dich über die Bedeutung des Namens auf. Zur besseren Lesbarkeit beschränken wir uns dabei auf die weibliche Variante des „Cousins“; alle Varianten funktionieren natürlich auch mit dem männlichen Gegenstück.
Definitionen des Namens
Bei der Bezeichnung Großcousine handelt es sich um keinen offiziellen Verwandtschaftsgrad. Dementsprechend uneinheitlich wird der Begriff verwendet und kann dabei, abhängig von der Region, etwas gänzlich anderes bedeuten.
Die Großcousine aus dem Duden
Auch wenn es sich um keine offizielle Bezeichnung handelt, kennt der Duden die Definition der Großcousine. Laut Duden handelt es sich dabei um die Tochter eines Cousins deiner Eltern. Daher gilt die Bezeichnung der Großcousine auch vielfach als alternative Bezeichnung für deine Cousine zweiten Grades.
- Beispiel: Wenn dein Vater einen Cousin hat und dieser eine Tochter bekommt, handelt es sich dabei um deine Großcousine.
Die Großcousine als Tante zweiten Grades
Mitunter werden allerdings nicht die Töchter des Cousins deiner Eltern als Großcousine bezeichnet, sondern die Cousine deiner Eltern selbst. In dem Fall wäre eine Tante zweiten Grades deine Großcousine.
- Beispiel: Bei der Cousine deiner Mutter handelt es sich um deine Großcousine.
Die Großcousine als Nichte zweiten Grades
In einer anderen Definition werden die weiblichen Kinder deiner Cousine beziehungsweise deines Cousins als Großcousine bezeichnet. Entsprechend wären deine Nichten zweiten Grades dann deine Großcousinen.
- Beispiel: Deine Cousine bekommt eine Tochter, es handelte sich dabei um deine Großcousine.
Die Großcousine als Großtante
Etwas veraltet, aber dennoch geläufig ist die Bezeichnung der Cousine deiner Großeltern als Großcousine. Demnach wären alle Cousinen deiner Großeltern deine Großcousine. Üblicherweise werden diese jedoch als Großtanten bezeichnet.
- Beispiel: Wenn deine Großmutter eine Cousine hat, handelt es sich dabei um deine Großcousine.
Die Großcousine als Sammelbezeichnung
Etwas verständlicher ist dabei die Bezeichnung als Sammelbegriff für Cousinen, deren Verwandtschaftsgrad zu dir nicht vollständig geklärt ist, sowie deren Kinder.
Was sind eigentlich Verwandtschaftsgrade?
Die unterschiedlichen Definitionen können einen schnell verwirren, da ist die Erklärung, worum es sich bei Verwandtschaftsgraden handelt, schon deutlich einfacher. Der Verwandtschaftsgrad wird oft auch als Verwandtschaftsbeziehung bezeichnet und gibt die jeweiligen verwandtschaftlichen Verhältnisse zweier Personen untereinander an. Dabei wird zwischen der Blutsverwandtschaft und der rechtlichen Verwandtschaft unterschieden.
Während die Blutsverwandtschaft einen gemeinsamen Vorfahren voraussetzt, bezeichnet die rechtliche Verwandtschaft die Feststellung der Elternschaft durch Adoption oder Vaterschaftsanerkennung. Der Grad der Verwandtschaft bezeichnet dabei immer den jeweiligen Generationen-Abstand. Der jeweilige Verwandtschaftsgrad ist bei einem Erbe und im Prozessrecht maßgeblich.
Wie wird die Erbreihenfolge bestimmt?
Die gesetzliche Erbfolge ist in Deutschland im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Die Paragrafen 1924 bis 1936 BGB regeln den konkreten Eintritt der Erbfolge. Dabei werden die Verwandte in sogenannte Erbenordnungen eingeteilt.
- 1. Ordnung: Nachkommen des Erblassers (Kinder, Enkel, Urenkel etc.)
- 2. Ordnung: Eltern des Erblassers und deren Nachkommen (Eltern, Geschwister, Neffen und Nichten etc.)
- 3. Ordnung: Großeltern des Erblassers und deren Nachkommen (Großeltern, Onkel, Tante, Cousin etc.)
- 4. Ordnung: Urgroßeltern und deren Nachkommen (Urgroßeltern, Großonkel, Großtante etc.)
- 5. Ordnung: Hier werden nur noch entfernte Voreltern und deren Nachkommen berücksichtigt.
Entsprechend der Ordnungen legt sich die gesetzliche Erbreihenfolge fest, wobei die Angehörigen der 1. Ordnung diejenigen mit dem ersten und größten Anspruch sind. Innerhalb der Ordnungen kann das Erbe jedoch unterschiedlich verteilt werden.
Was hat es mit dem Zeugnisverweigerungsrecht auf sich?
Sowohl im Zivilprozessrecht als auch im Strafprozessrecht finden sich Normen, die Verwandten unter Umständen zugestehen, die Aussage zu verweigern. Dabei handelte es sich vordergründig um die Lebenspartner oder Ehegatten der jeweiligen Partei. Es gilt aber auf für Angehörige, die mit der Partei bis zu einem gewissen Grad verwandt oder verschwägert sind, beziehungsweise dieses waren. Das betrifft zum Beispiel folgende Verwandtschaftsgrade:
- Großeltern, Enkel, Kinder, Eltern
- (Halb-)Geschwister, Onkel, Tanten, Neffen
- Bestimmte Verwandte des Ehegatten
Die entsprechenden Normen sollen davor schützen, dass sich ein Angehörige in einen inneren Konflikt begeben muss, in dem er gegen einen Verwandten aussagt. Dabei muss das Zeugnisverweigerungsrecht dem Gericht gegenüber erklärt und mitunter glaubhaft gemacht werden. Das Zeugnisverweigerungsrecht betrifft dann alle Aussagen in Vernehmungen gegenüber Ermittlungsbehörden und Gerichten.