Gesundheit & Medizin

Hydroxymethylbuttersäure (HMB): Einnahme und Dosierung

Hydroxymethylbuttersäure
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Hydroxymethylbuttersäure klingt wie die chemische Bezeichnung von K.O.- Tropfen. Tatsächlich ist Hydroxymethylbuttersäure (HMB) jedoch das Abbauprodukt der Aminosäure L-Leucin. Der Nährstoff kann als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Er soll dann den Abbau dieser Aminosäure hemmen. Mancher Leser fragt sich, wozu das gut sein soll. Das fragt sich die Wissenschaft auch.

Bisher ist nicht bewiesen, dass die Zufuhr eines Abbauprodukts von L-Leucin den Körper daran hindert, weiteres Eiweiß samt der darin enthaltenen Aminos abzubauen. Das könnte nur klappen, wenn der Organismus registrieren würde, dass ausreichend Abbauprodukte vorhanden ist. Er müsste dieses Signal so deuten, dass genügend L-Leucin abgebaut wurde. So unintelligent, sich täuschen zu lassen, ist der Organismus aber wohl nicht. Bodybuilder glauben dennoch daran, dass das so funktioniert. Viele von ihnen nehmen Hydroxymethylbuttersäure-Präparate ein.

Wofür dient die Hydroxymethylbuttersäure?

An sich klingt die Zufuhr von Hydroxymethylbuttersäure widersinnig. Wenn ein Abbauprodukt im Körper entsteht, ist dessen wichtigstes Ansinnen, es als nutzlose Substanz auszuscheiden. Dennoch ist die Hydroxymethylbuttersäure (HTB) unter Bodybuildern beliebt. Sie soll eines der Supplemente sein, die den Muskelaufbau befördern und den Trainingseffekt verbessern. Dieser Effekt wird auch von den Herstellern der Hydroxymethylbuttersäure betont. Studien bestätigen das bisher nicht. Ganz ohne therapeutischen Nutzen scheint HTB aber nicht zu sein.

Studien über die Wirkungen von HMB legen nahe, dass die Hydroxymethylbuttersäure möglicherweise älteren Patienten mit Hüftimplantaten helfen könnte, den operationsbedingten Muskelabbau zu verhindern. Außerdem könnte HMB als Nahrungsergänzungsmittel für AIDS-Patienten einen Nutzen haben. Es soll untersucht werden, inwiefern HMB Einfluss auf die Cholesterin-Synthese nehmen könnte. Bisher interessiert sich die Pharmaindustrie nicht für die Wirkungen der Hydroxymethylbuttersäure. Diese unterliegt als Nahrungsergänzungsmittel der Lebensmittelindustrie. Das würde sich erst ändern, wenn HMB einen nachweisbaren medizinischen Nutzen hätte.

Darreichungsform und Einnahme

Hydroxymethylbuttersäure ist als Pulver, Kapsel oder Tablette erhältlich. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wird für die Einnahme aller Darreichungsformen angeraten. Die Tagesdosis variiert je nach Hersteller. Empfohlen werden durchschnittlich Dosen von anderthalb bis drei Gramm täglich, zugeführt in Einzeldosen von 350 bis 750 Milligramm. Bisher liegen keine seriösen Studienergebnisse aus Langzeitstudien am Menschen vor. Auch Erkenntnisse über die Einnahme von HMB von Probanden unter 18 Jahren liegen nicht vor.

Daher wird allgemein angeraten, kleine langfristige oder dauerhafte Einnahme von Hydroxymethylbuttersäure zu erwägen. Die bisher vorliegenden Studien wurden bestenfalls mit einer maximalen Anwendungsdauer von 12 Wochen durchgeführt. Trainierende Jugendliche sollten sicherheitshalber von der Einnahme solcher Nahrungsergänzungsmittel abgehalten werden.

Wechsel- und Nebenwirkungen

Da es keine Studien über die langfristige Einnahme von Hydroxymethylbuttersäure gibt, fehlt es auch an Angaben und Erkenntnissen zu Wechselwirkungen mit Medikamenten, die eingenommen werden müssen. Gleiches betrifft die möglichen Nebenwirkungen von HMB. Falls bei der Einnahme Nebenwirkungen zu bemerken sind, sollte das Präparat sicherheitshalber abgesetzt werden. Beim Verdacht auf Wechselwirkungen sollte der Arzt informiert werden, der das dauerhaft eingenommene Medikament verordnet hat.

hmb zum muskelaufbau
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Wie verhilft Hydroxymethylbuttersäure zum Muskelaufbau?

Tatsächlich liegen einige Studien vor, die diese Wirkung thematisierten. Zu Beginn hatte es lediglich kürzere Forschungsvorhaben gegeben, die den Nutzen von HMB als Nahrungsergänzungsmittel für Nutztiere zum Thema machten. Dass schnelles Muskelwachstum von Fleischlieferanten eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat, war der Auslöser solcher Studien. Durch diese Studien wollten die Forscher auch erfahren, inwieweit ein eventueller Muskelzuwachs auch für den menschlichen Körper erreichbar ist. Bei den Humanstudien kam es jedoch zu keinen eindeutigen Ergebnissen. Das hatte zur Folge, dass die Hydroxymethylbuttersäure als Nahrungsergänzungsmittel bis heute eher umstritten ist.

Ob sie tatsächlich einen Muskelzuwachs verursacht oder auf irgendeine Weise am Aufbau neuer Muskulatur beteiligt ist, ist bisher nicht nachgewiesen. Es lagen diesen Studien lediglich entsprechende Arbeitshypothesen zugrunde. Demnach wollte man herausfinden, ob Hydroxymethylbuttersäure ein Muskelwachstum hervorrufen könnte, wenn entsprechend hart trainiert wird.

Studien und ihre Arbeitshypothesen

Eine der Arbeitshypothesen ging beispielsweise davon aus, dass die Hydroxymethylbuttersäure als „Antikatabolit“ wirksam sein könnte. In diesem Sinne könnte HMB einen belastungsbedingten Muskelabbau verhindern. Der Muskelabbau infolge von trainingsbedingten Überbelastungen der Muskulatur nennen Fachleute „Proteolyse“. Dieser Arbeitshypothese zufolge würde HMB nicht als direktes, sondern indirektes Agens in Sachen Muskelaufbau wirken. Die argumentative Grundlage, die diese Hypothese untermauerte, stammte aus einer anderen Studie. In dieser Studie wurden die im Blut enthaltenen Aminosäure-Mengen gemessen – und zwar vor und nach dem Training.

Je mehr Aminosäuren sich im Blut eines Bodybuilders befinden, desto gilt ist das Hinweis auf einen trainingsbedingt erfolgten Abbau von Muskulatur. In dieser liegen die Aminos üblicherweise vor. Bei der Probandengruppe, die ohne die Gabe von Hydroxymethylbuttersäure getestet wurde, waren deutlich mehr Aminos im Blut gefunden worden. Das deutete der Hypothese zufolge auf einen Muskelabbau hin.

Demnach könnte also die Hydroxymethylbuttersäure den Muskelabbau hemmen. Daraufhin nahmen die Forscher eine anti-katabole Wirkung von Hydroxymethylbuttersäure an.

Hydroxymethylbuttersäure (HMB): Unser Fazit

Bisher geben weder die getesteten Arbeitshypothesen, noch die vorliegenden Studienergebnisse her, die Wirkung von Hydroxymethylbuttersäure auf die Muskulatur eindeutig zu klären. Es kann zwar sein, dass HMB tatsächlich als Antikatabolit wirkt. Inwieweit das jedoch einen therapeutischen Nutzen hat, ist bisher ungeklärt. Sportler sehen bei hohen HMB-Dosen eine antikatabole Wirkung als gegeben an. Oftmals nehmen sie HMB in Form eines Kombipräparates mit anderen muskelbildenden Nahrungsergänzungsmitteln ein. Fakt ist, dass auch der menschliche Organismus eine Menge von etwa 1,3 Gramm HMB selbst herstellen kann. Diese Menge genügt aber nicht, um den Muskelaufbau durch Training nennenswert zu steigern.

Ohne die Einnahme muskelbildender Substanzen kann die Stagnation beim Muskelaufbau aus Sicht der Bodybuilder nicht überwunden werden. In Kombi-Präparaten wird das HMB meistens mit Kalzium oder Kreatinin eingenommen. Studien zufolge wird die Wirkung der Hydroxymethylbuttersäure durch die Kombination mit Kreatinin verbessert. Bodybuilder sind trotz der mauen Studienlage überzeugt, dass das HMB am Muskelaufbau beteiligt ist.

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