Der Schock steckte den Deutschen tief in den Knochen, als die Strompreise im letzten Herbst binnen weniger Wochen bis auf astronomische 70 Cents pro Kilowattstunde (kWh) kletterten. In vielen Haushalten machten sich Existenzängste breit und es wurde an allen Ecken und Enden gespart.
Inzwischen hat sich die Situation etwas beruhigt, weil auch die Regierung reagiert und die Strompreisbremse eingeführt hat. Heute pendelt der Preis zwischen 30 und 40 Cents pro kWh für Neukunden. Das sind zwar immer noch Kosten, die vor zwei Jahren undenkbar waren. Trotzdem ist gerade jetzt ein günstiger Zeitpunkt, um den Anbieter zu wechseln.
Anbieterwechsel lohnt sich wieder
2022 war das Jahr, in dem viele Mitbürger astronomische Preise für Strom bezahlen mussten. Aufgrund des Ukrainekriegs und den damit verbundenen Sanktionen und drohenden Versorgungslücken schnellten die Preise an der Leipziger Strombörse in kurzer Zeit nach oben. Diese kritische Phase ist inzwischen überwunden. Doch nicht alle Anbieter geben die gesunkenen Preise auch an ihre Kunden weiter. Wer heute noch zu viel zahlt, sollte daher über einen umfangreichen Strompreisvergleich einen günstigen Anbieter suchen und den Versorger wechseln.
Wie läuft ein Wechsel des Anbieters ab?
Wer zu viel für seinen Strom bezahlt, sollte mit Bedacht vorgehen. Nachfolgend listen wir alle Schritte auf, mit denen ein Wechsel des Versorgers vollzogen wird.
Stromverbrauch ermitteln
In einem ersten Schritt sollte der Verbrauch des letzten Jahres überprüft werden. Anhand der alten Stromrechnungen lässt sich die Zählernummer ermitteln, die später dem neuen Anbieter mitgeteilt wird. Zudem muss errechnet werden, wie viel für die bisherige Stromversorgung bezahlt wurde. Diese Informationen sind wichtig, um einen Vergleich vorzunehmen. Ansonsten wird nicht ersichtlich, welche Anbieter günstiger sind.
Tarifrechner nutzen
Mit dem Wissen um den Verbrauch ist es an der Zeit, im Internet nach einem geeigneten Tarifrechner zu suchen. Dieser erlaubt es, die Preise der verschiedenen Anbieter in der Region bequem am Bildschirm zu vergleichen. Dabei ist es sinnvoll, auf die Mindestlaufzeit zu achten.
Wechselauftrag durchführen
Der ausgewählte Tarifrechner erstellt eine Liste, in der die infrage kommenden Anbieter nach verschiedenen Kriterien aufgelistet werden. Sobald der günstigste Anbieter gefunden wurde, wird direkt am Rechner der Wechselauftrag durchgeführt. In der Regel wird dabei ein Onlineformular ausgefüllt, in dem einige persönliche Angaben abgefragt werden. Sobald der Auftrag online abgeschickt wurde, ist der Wechselauftrag vollzogen.
Zahlungsweise festlegen
Es empfiehlt sich, die Begleichung der Stromkosten durch monatliche Abschlagszahlungen vom Konto abbuchen zu lassen. Dadurch können die Zahlungen einfacher kontrolliert werden. Eine Jahreszahlung birgt die Gefahr, dass im Falle einer Insolvenz des Anbieters das gesamte Geld verloren geht.
Was ist ein Wechselservice?
Nicht jeder hat die Lust oder die Zeit, sich um einen neuen Anbieter zu kümmern. In diesem Falle kann ein Wechselservice in Anspruch genommen werden. Dabei handelt es sich um einen Dienstleister, der regelmäßig günstige Tarife vorschlägt und den Anbieterwechsel organisiert. Diese Bequemlichkeit hat ihren Preis. Die meisten Wechseldienste erheben für ihre Dienste eine Provision von bis zu 30 Prozent der realen Einsparung.
Was besagt die Strompreisbremse?
Im März 2023 ist die Strompreisbremse in Kraft getreten. Diese besagt, dass 80 Prozent des zukünftig verbrauchten Stroms bei 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt wird. Nur noch die restlichen 20 Prozent werden nach Marktpreis berechnet. Haushalte, die weniger als 40 Cent zahlen, sind von der Preisbremse ausgenommen. Ein Wechsel lohnt sich trotzdem, da viele Versorger inzwischen wieder weniger als 40 Cent pro kWh berechnen.
Was bringt die Strompreisbremse?
Das Instrument soll die Verbraucher vor überhöhten Strompreisen schützen. Es bringt Einsparungen für Haushalte, die mehr als 40 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Das Einsparpotenzial wird an einer Beispielrechnung erkennbar. Dabei wird von einem Musterhaushalt ausgegangen, in dem vier Personen wohnen. Zudem wird ein Jahresverbrauch von 3.500 kWh vorausgesetzt. Die Kosten pro Kilowattstunde belaufen sich auf 52,20 Cent. Ohne die Preisbremse fallen jährliche Stromkosten von 1.827 Euro an. Mit Preisbremse dagegen müssen nur 1.485 Euro bezahlt werden. Es kommt zu einer Ersparnis von 342 Euro. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Entlastungen auch für die Monate Januar und Februar 2023 rückwirkend gelte.
Einsparpotenziale nutzen
Die Verantwortlichen haben bei der Strompreisbremse einen Mechanismus eingebaut, der nicht jedem sofort ersichtlich ist. Gelingt es dem angeführten Haushalt, Strom zu sparen, wird jedes nicht verbrauchte kWh mit den Kosten des Marktpreises, mithin 52,20 Cent, vergütet. Werden die nicht gedeckelten 20 Prozent, also 700 kWh, eingespart, können die Kosten um weitere 365 Euro gesenkt werden.
Muss der alte Vertrag gekündigt werden?
Der alte Vertrag muss nicht eigenständig gekündigt werden. Im Regelfall übernimmt diese Arbeit der neue Anbieter, sobald der neue Vertrag abgeschlossen ist. Es empfiehlt sich jedoch, die Kündigungsfristen einzuhalten. Wer bisher noch nie den Versorger gewechselt hat, besitzt einen sogenannten Grundversorgungsvertrag. In diesem Falle besteht eine Kündigungsfrist von zwei Wochen. Wurde der Anbieter dagegen schon mehrmals gewechselt, greifen andere Regelungen. Dann kann sich die Kündigungsfrist über sechs Wochen hinziehen.
Günstiger stellt sich die Situation dar, wenn eine Preiserhöhung angekündigt wird. Dabei dreht es sich nicht nur um den eigentlichen Strompreis, sondern auch um Abgaben, Steuern oder Umlagen. Eine Erhöhung muss vom Versorger sechs Wochen vor dem Inkrafttreten publik gemacht werden. In diesem Falle kann der alte Vertrag aufgrund eines Sonderkündigungsrechts noch einen Tag vor Ablauf gekündigt werden.
Lohnen sich Wechselprämien?
Der Strommarkt ist einem hohen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Daher behalten sich viele Anbieter vor, Neukunden mit Prämien in Form von Preisnachlässen oder Sachwerten zu ködern. Diese Prämien kommen bevorzugt Stromkunden zugute, die ständig auf der Suche nach dem günstigsten Anbieter sind. Verbraucher, die ihren Anbieter nicht jedes Jahr wechseln wollen, sollten nach einem Versorger suchen, dessen Tarif sich auch ohne Bonus auf einem niedrigen Niveau bewegt.
Sind Paketpreise von Interesse?
Einige Versorger bieten Paketpreise an. Dabei handelt es sich um eine Art Preisgarantie. Für eine genau festgelegte Summe an kWh wird ein konstanter Preis berechnet, der in der Regel günstiger als der Marktpreis ist. Sofern der eigene Verbrauch ungefähr dem der vereinbarten Abnahmemenge entspricht, kann sich auf diese Lösung eingelassen werden. Sobald das Kontingent jedoch überschritten wird, ist mit erheblichen Aufschlägen zu rechnen. Wenn die vertraglich festgesetzte Abnahmemenge nicht erreicht wird, gibt es kein Geld zurück.
Was ist mit Ökostrom?
Immer mehr Verbraucher achten bei ihrer Stromversorgung darauf, dass ihr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Reiner Ökostrom ist üblicherweise etwas teurer als derjenige, der dem herkömmlichen Energiemix entstammt. Dabei ist nicht gesagt, dass der Strom direkt aus Wind oder Sonne gespeist wird. Die Stromversorgung in Deutschland funktioniert so, dass alle Versorger ihren Strom ins öffentliche Netz einspeisen.
So ist es durchaus möglich, dass ein Abnehmer von Ökostrom seine Energie aus der Braunkohleverbrennung bezieht. Ökostrom-Kunden fördern die Energiewende indirekt, da die Versorger in Projekte für grüne Energien investieren. Wer direkt mit sauberem Strom versorgt werden will, dem sei zu einer Photovoltaikanlage oder einem Balkonkraftwerk geraten. In diesem Falle ist der verbrauchte Strom sogar kostenlos.